Besuch der Wanderausstellung
"Justiz im Nationalsozialismus:
Über Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes"
im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis von Wittenberg
Für interessierte Kursteilnehmer eKN Geschichte 12 bestand am Nikolausvorabend die Gelegenheit zum Abschluss des Themenaspektes Nationalsozialismus eine mit regionalen Fallbeispielen angereicherte Wanderausstellung in Augenschein zu nehmen.
Am Beispiel der Justiz wurde dabei die Verstrickung mit dem Nationalsozialismus, die bereitwillige Umsetzung von Zwangs- und Willkürmaßnahmen, die Instrumentalisierung des Rechts auf Landes- und lokaler Ebene anhand von einer Fülle von Fallbeispielen verdeutlicht. Oft reichten bereits Anschuldigungen ohne Beweisprüfung aus, um langjährige Haftstrafen oder ein Todesurteil zu erhalten. Unerlaubtes Schlachten, das Hören von nichtdeutschen Radiosendern, ein vor zehn Jahren möglicherweise entwendetes Brot oder ein Liebesverhältnis mit einem Fremdarbeiter gehörten dazu.
Mit Dr. Bohse, Leiter der Gedenkstätte Moritzplatz in Magdeburg, stand uns zudem einer der "Macher" der Ausstellung als kompetenter Gesprächspartner zur Verfügung. Er wies uns zudem auf einige Schautafeln hin, an denen mit Johanna Keller eine ehemalige Schülerin der Schule mitgewirkt hatte. Geduldig und fachkundig beantwortete er unsere Fragen, um einen lokalen Betrachtungswinkel auf die Justiz im NS zu erhalten. So erfuhren wir, dass Wittenberg mit in den Zuständigkeitskreis von Torgau fiel und über ein eigenes Sondergericht hier am Amtsgericht verfügte. Dieses war quasi ein lokaler Ableger des Volksgerichtshofs, der auch Todesurteile hier vor Ort verhängte, die dann meist in Halle vollstreckt worden sind.
K. Fuchs