Cogito, ergo sum.

Cogito, ergo sum.

Bereits in frühster Antike fingen Menschen an das, was sie dachten, das, was sie interessierte und das, was ihnen passierte aufzuschreiben. Diese Schriftzeugnisse wurden über hunderte von Jahren von Mensch zu Mensch weitergegeben. Nur diesen Schreibern, die sich die Mühe machten alte Texte erneut zu übernehmen, ist es zu verdanken, dass wir heute Texte Catulls, Martials und anderer römischen Dichter lesen können. Doch auch durch diese Menschen kam es zu Fehlern. Oftmals konnten die Abschreiber die Sprache, welche sie übernahmen, kaum verstehen, das Pergament war rissig oder löchrig, einzelne Buchstaben verschwommen.

Heute im Jahr 2020 haben es sich Menschen zur Aufgabe gemacht, diese Fehler zu finden und möglichst zu beseitigen. Eine schwere Aufgabe. Denn bevor man anfangen kann wild drauf los zu übersetzen muss man alle Textzeugnisse, welche man finden kann, abgleichen und zeitlich einordnen.

Am 21.02. konnten wir, der Lateinkurs der 10. und 11. Klassen, herausfinden, was für eine Arbeit hinter unseren Lehrbuchtexten steckt. Mit dem Zug ging es für uns nach Halle, wo wir nach einem kleinen Fußweg am Robertinum, einem Universitätsgebäude der Martin-Luther-Universität, ankamen. Dort besichtigten wir einen Teil der Ausstellung, dabei erkundeten wir die Inschriften von unterschiedlichsten Textquellen. Wir erkannten, dass das Entschlüsseln nicht so leicht war, wie man es vielleicht immer glaubt, wenn man einen dieser alten Archäologen-Filme schaut, die ein wenig zu sehr mit Indiana Jones verfeinert wurden.

Danach konnten wir am eigenen Leib erfahren, wie schwer es zum einen ist, aus tausenden von Texten den fehlerfreisten zu finden. Ein echter Kraftakt, denn woher weiß man, was nun der Fehler ist? Auf einmal fanden wir uns im Bio-Unterricht wieder oder auch nicht. Denn bei dem Wort „Stammbaum“ dachten wir natürlich zuerst an die in Biologie gelehrten Inhalte. Diese sollten uns allerdings bei der anstehenden Aufgabe wenig nützen, denn Texte in einen Stammbaum zu ordnen gleicht mehr einem Puzzle als einer genetischen Analyse.

Zum anderen konnten wir die Erfahrung sammeln, wie es gewesen sein muss im Mittelalter einen Text abzuschreiben. Wir lernten die Materialien Papyrus und Pergament kennen und wie schwer es ist mit einer Feder und Tinte auf diesen zu schreiben, ohne dass etwas verschmierte. Natürlich durften auch weder Buchstaben geschweige denn ganze Wörter vergessen oder verdreht werden. Unsere entstanden Kunstwerke durften wir sogar mit nach Hause nehmen, sodass sie uns immer daran erinnern, dass mehr hinter unseren Lehrbuchtexten steckt als ein zufällig zusammengewürfelter Haufen lateinischer Wörter, die irgendwie einen Sinn ergeben, aber manchmal irgendwie auch nicht.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei Frau Friedrich und Frau Müller von der Martin-Luther-Universität Halle/ Wittenberg und natürlich auch bei unseren Lehrern, die diesen Tag organisiert haben, bedanken, dass sie uns einen so aufschlussreichen Tag gestaltet und uns so einen noch stärkeren Textbezug zu unserer Lateinlektüre gewehrleistet haben. Wir konnten viele neue Dinge lernen und einiges aus diesem Workshop mitnehmen.
Also wenn ihr das nächste Mal einen Text lest denkt daran, wie viel Arbeit dahinter steckt und dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir heute auf so viel antikes Gedankengut zurückgreifen können.

Cogito, ergo sum. Ich denke, also bin ich. Wir denken an all die Arbeit die an kleinsten Textfragmenten verrichtet wird, um uns einen noch größeren Einblick in die Antike zu verschaffen.

Fotos: privat

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