Ein Sommernachtstraum
Träume können schön, irritierend oder auch grausam sein. Ob eine Sommernacht daran etwas ändert, wer weiß…
Man sagt, zu den besonderen Stärken oder zum guten Ruf der LCG-Theater-Gruppe gehört ihr besonders "intensives Spiel".
Dass dies zutrifft, kann ich leicht mit einigen Besetzungsbeispielen untermauern. Wenn es den Puck in diesem Stück nicht geben würde, müsste er für Henrike erfunden werden oder vielleicht sogar umgekehrt? Schalk und Schabernack in fast jeder Szene, man kauft es ihr sofort ab. Dann ist da Pyramus, Zettel, der Weber, und Aegeus, Hermias Vater, gespielt von Dominik. Wer von seiner Intensivität nicht überzeugt ist, bei dem stimmt etwas mit Augen und Ohren nicht. Oder man sollte Backstage gehen, dann sieht man, wie Dominic von seinem Spiel beansprucht wird um sein Publikum immer wieder mitzureißen. Die männlichen Hauptrollen, Lysander, Elias, und Demetrius, Sebastian, sind ausgezeichnet besetzt, wie eigentlch überhaupt alle Rollen gut zu den jungen Persönlichkeiten passen. Zuneigung und Zurückweisung zur jeweiligen Partnerin sind glaubhaft gespielt. Demetrius kann so gut zurückweisen, dass das Publikum mitleiden muss. Genau so zart spürt man Lysanders Werben.
Hermia, gespielt von Sophia, sprüht vor Wut, die ersten Stuhlreihen rücken gefühlt einen halben Meter zurück, im nächsten Moment wieder sprüht sie aber voller Hingabe, einfach überzeugend! Und Helena? Josephins stärkste Szenen: Selbstmitleid, Selbstverzeiflung, ja, Selbsthass sind so intensiv, einfach zum Mitleiden... man möchte ihr zurufen: Josi, wir sind bei Dir, wir alle!
Isabella als Oberon, der König der Elfen, spielt mit majestätischer Gelassenheit. Nicht nur ihr Geschick, auch ihre Sprache bringt dies zum Ausdruck. Königin Titania, gespielt von Michelle, steht ihr in Nichts nach - auch sie überzeugt vor allem mit ihrer Sprache. Die Abneigung von Königin und König ist hör- und sichtbar. Was wären Königin und König ohne Elfen? Kiran, Leonie, Pauline und Elin haben extra schweben gelernt. Gar nicht so einfach bei Newtons Schwerkraftgesetzen, übrigens ein (Fast)Zeitgenosse von Shakespeare. Zweifelsohne gelingt dies Kiran besonders gut.
Und das Stück im Stück - die Handwerker Athens? Hier kommen Mary-Lou und Henrik dazu. Henrik als Löwe - einfach ein Kracher! Er kann so schnell und geschickt umschalten, hier kommt die nächste Generation! Peter Squenz gespielt von Theresia lässt erahnen, womit sich Claudia Schwiefert zu Beginn einer jeden Theatersaison "herumschlagen" muss. Sie bekommen es beide liebevoll hin, jeder weiß, was zu tun ist, Improvisation ist Trumpf und das Publikum hat ein großes Vergnügen - so und so!
In einer Schule gutes Schauspiel auf die Bühne bringen, das ist so einfach nicht. Neben dem Talentesuchen, den organisatorischen und technischen Fragen muss man leider Hürden in den Köpfen überwinden.
Die LCG-Theatergruppe spielt richtig Theater, keinen Klamauk. Dies bekommt man nicht mit Wünschen, sondern nur mit Willen. Die Premieren sind zu einem echten kleinen Highlight in Wittenberg geworden.
And action! #bühnefrei
Zehn von den Akteuren im Stück legen in den nächsten Monaten am LCG ihr Abitur ab - drücken wir ihnen die Daumen!
Unten ↓ Impressionen auf den Fotos von Sirko Pandza und hier im Anschluss Stimmem und Meinungen.
Richtig viel Lampenfieber herrscht zur Stunde in der Aula des Lucas Cranach Gymnasiums in Wittenberg.
In zwei Stunden hat hier Shakespeares Komödie "Ein Sommernachstraum" Premiere.
Die verspricht viele Lacher, dennoch schwingt bei den jungen Darstellern auch etwas Traurigkeit mit, denn für viele, die seit der 5. Klasse dabei sind, ist es die letzte Inszenierung.
Grit Lichtblau berichtet:
Wenn in der Aula kein Platz frei bleibt, der Applaus nicht endet und die Schüler sich stolz und glücklich in den Armen liegen, dann war diese Premiere - selbst mitten im Winter - „ein Sommernachtstraum“.
Wenn Zuschauer ergriffen sind, von „beeindruckend“ sprechen, die Aufführung „einen Hammer“ nennen, sich „bestens unterhalten“ fühlen - dann hat das Schülertheater des Lucas-Cranach-Gymnasiums wieder gezeigt, was es drauf hat: eine Menge Talent gepaart mit frisch-frecher Schauspielkunst und unbändiger Energie.
Nun gab es etliche Theater-Stammgäste, die nichts anderes erwartet hatten. Nach „Andorra“, „die Physiker“, „Frühlingserwachen“ oder „Der gute Mensch von Sezuan“ (Auflistung ist keineswegs vollzählig) sind die Ansprüche des Publikums gewachsen. Inszenierungen der Schultheater-Gruppe gelten in Wittenberg längst nicht mehr als Geheimtipp, sondern sind eher ein Pflichttermin.
Was nun am Premierenabend so locker und leicht daherkommt, dieses Shakespeare-Verwirrspiel um Liebe, Eifersucht und Leidenschaft, bei dem es Lysander (Elias) auf Hermia (Sophia) und Helena (Josephin) auf Demetrius (Sebastian) abgesehen haben,
ist tatsächlich harte Arbeit.
Das beginnt bei der Stück-Auswahl. Was lässt sich wie auf einer Schulbühne umsetzen? Können auch alle Mitglieder der Schultheatergruppe mitspielen? Wenn nicht, welche Rollen können dazugeschrieben werden? Und vor allem - werden auch die Schüler das Stück gut finden?
Nach der demokratischen Einigung geht es dann an die Texte, ans Kürzen und Lernen und an die tausend Sachen, die bei einem großen Theater-Projekt wie dem Sommernachtstraum zu tun sind. Im Internet werden Requisiten bestellt - darunter die giftgrüne Perücke für Puck (Henrike), die Eselsohren für Zettel (Dominic), Leuchtfarben für die Elfenkönigin Titania (Michelle) und ihre Elfen (Kiran, Pauline, Elin und die beiden Leonies).
Eine Lichterkette von zu Hause sorgt im Elfenlager für das passende Ambiente, von der Verwandtschaft wird ein großes Nachthemd geborgt, auch der Kehrbesen von daheim wandert in die Schule.
Ein Fotograf (Sirko Pandza) schießt Fotos für den Flyer, die Hausmeister basteln an der Kulisse. Schulleiter Bernd Ludlei sorgt dafür, dass die Rauchmelder wegen des Kunstnebels nicht losgehen. Dann wird Musik ausgesucht, geschnitten und angeordnet. Und nach jeder Theaterprobe kommt etwas Neues hinzu. Mal sind es aufgenommene Töne der Schauspieler, die die beiden Technikerinnen (Julia und Laura) zur richtigen Zeit einspielen müssen. Ein anderes Mal sind noch Absprachen mit der Malschule Wittenberg (Dörthe Zielke) oder mit der Kunstlehrerin (Dr. Elke Folgner) zu treffen, die für ein tolles Bühnenbild sorgen.
Die Freitag-Nachmittage werden ab Oktober traditionell immer auf der Schulbühne verbracht, wo Franz Flaut (Rouwen), Oberon (Isabella), Peter Squenz (Theresia), Schnock (Henrik) und Fritz Schnick (Mary-Lou) ihre Rollen proben. Und die Schüler sind ehrgeizig, wissen um ihre Stärken und Schwächen. Es geht um Feinheiten, um Mimik, Gestik, um Positionen auf der Bühne, um Zeitabläufe. Wann zum Beispiel muss die Souffleuse (Greta) eingreifen, wer steht wann im Spot der Scheinwerfer (Johannes). All das aufeinander abzustimmen, ist aufwändig und kraftraubend, macht aber erst ein richtig gutes Theaterstück aus.
Meine Frau Claudia Schwiefert-Damm, die seit zehn Jahren die Schultheatergruppe leitet, verbringt in der heißen Phase unruhige Tage: Im Herbst kommt langsam der erste Wind auf, der - je näher die Premiere im Februar heranrückt - zu einem Sturm ausartet. Rein innerlich natürlich. Da werden schon mal nachts neue Ideen aufgeschrieben, tagsüber die beiden Emilys von der Maske gebrieft und jeder Krankenbericht der Schüler wird mit eigenen Bauchschmerzen verfolgt. Ein Hoffen und Bangen, dass die Texte sitzen, alle gesund bleiben und die Inszenierung ein Erfolg wird.
Wenige Wochen vor der ersten Aufführung wird dann nur noch geprobt und geprobt und geprobt - auch an einigen Wochenenden. Ehemann, Kind und Hund müssen kürzertreten, wenn eine Theaterfamilie mit 20 Mitgliedern dazugekommen ist. Doch eine Premiere wie jetzt beim „Sommernachtstraum“ entschädigt für alles.
André Damm
Die Theatergruppe des Lucas-Cranach-Gymnasiums - Darsteller und Mitwirkende
Lysander | Elias Quast |
Demetrius | Sebastian Suthau |
Hermia | Sophia Schreinert |
Helena | Josephin Göttert |
Aegeus, Hermias Vater | Dominic Embscher |
Oberon, König der Elfen | Isabella Bärwald |
Titania, Königin der Elfen | Michelle Kanold |
Puck, Feld-,Wald- und Wiesengeist | Henrike Mosch |
Peter Squenz, der Zimmermann | Theresia Borrmann |
Zettel, der Weber/Pyramus | Dominic Embscher |
Schnock, der Schreiner/Löwe | Henrik Reiske |
Franz Flaut, ein Blasebalgflicker/Thisbe | Rouwen Rczadki |
Tom Schnauz, ein Kesselflicker/Wand | Sebastian Suthau |
Matz Schlucker, der Schneider/Mond | Josephin Göttert |
Fritz Schnick, ein Bäcker/Abendstern | Mary-Lou Echtler |
Spinnweb | Kiran Ali |
Erste Elfe | Leonie Kaaden |
Zweite Elfe | Pauline Steinbiss |
Dritte Elfe | Elin Küpferling |
Technik | Julia Barde, Laura Barde, Johannes Mielke |
Choreografie Tänze | Emily Kósa, Kiran Ali |
Musik | Felix M. Bartholdy „Sommernachtstraum“ |
Souffleuse | Greta Hoffmann |
Bühnenbild | Dr. Elke Folgner, Dörthe Zielke (Malschule), Greta Hoffmann |
Maske | Emily Kósa, Emily Selling |
Gesamtleitung | Claudia Schwiefert-Damm |
Herzlichen Dank
- den Hausmeistern Herrn Wartenberg, Herrn Knaust und Herrn Lepke für viele Kleinigkeiten und das Herrichten der Aula
- den Sekretärinnen Frau Hoffmann und Frau Mohs für die Erledigung der vielen Drucksachen
- Herrn Piper und seinem Schulsanitätsdienst, der für die Sicherheit der Veranstaltungen sorgt(e)
- Herrn Sirko Pandza, der mit sichtlicher Begeisterung und fotografischem Geschick das Geschehen auf der Bühne und darüber hinaus festhält
- Herrn Florian Quack, für die jahrelange Unterstützung
- den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung, die in den letzten Jahren dafür gesorgt haben, dass das LCG technisch und baulich in gutem Zustand ist und über eine Aula verfügt, die solche Aufführungen möglich macht
- den Schülerinnen und Schülern, die für das leibliche Wohl der Gäste sorgen
- unserem Stammpublikum, denn was wäre Theater ohne seinen Applaus?
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