Geschichte im Doppelpack am Lucas-Cranach-Gymnasium
Am Lucas-Cranach-Gymnasium fand für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10a eine kompakt angelegte Veranstaltung zur DDR-Geschichte statt. Mit Annette Hildebrandt und Lothar Tautz weilten zwei profunde Kenner der DDR-Geschichte als Zeit- und Augenzeugen an der Schule. Sie haben im zurückliegenden Jahr die Thematik „Protestanten in der DDR.“ als Unterrichtsprojekt entwickelt. Ihr Ziel ist es dabei neben der Vermittlung von DDR-Geschichte aus der Alltagsperspektive gleichzeitig auf die Lutherdekade Bezug zu nehmen. Dabei wurden Inhalte und Methoden der Rahmenrichtlinien bzw. des Lehrplans Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt in Hinblick auf das religiöse Themenfeld hin analysiert. Auf diesem Wege fündig geworden, war es dann für die beiden Referenten Annette Hildebrandt und Lothar Tautz nicht mehr schwer, passende Materialien zusammenzustellen. Das Ehepaar kann nicht nur auf Jahrzehnte ihres Lebens innerhalb der DDR zurückblicken. Beide gerieten immer wieder in den Fokus der Staatssicherheit, für die sie allein schon durch die Kirchenzugehörigkeit latent verdächtig waren. Zudem haben sie als Augenzeugen bedeutsame Ereignisse in der DDR miterlebt. Für Anette Hildebrandt, die sich selbst als Berliner „Mauerkind“ bezeichnet, war die Sprengung der Versöhnungskirche im Grenzgebiet Berlin Mitte 1985 ein einschneidendes Ereignis. Lothar Tautz ist durch Ereignisse in seinem Leben mit der Lutherstadt eng verbunden. So hat er als Mitorganisator des evangelischen Kirchentages im Jahr 1983 zugleich als Augenzeuge der Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“ beigewohnt. Sechs Jahre später gehörte er mit zu den ersten Montagsdemonstanten in Leipzig. Beide engagierten sich intensiv nicht nur in der Umbruchzeit sondern auch in den folgenden Jahrzehnten auf politischer und sozialer Ebene. Das jüngste Engagement der beiden Referenten ist der Vermittlung von historischem Wissen über das Leben in der DDR gewidmet. In ihrer Thematik zum „Protestantismus in der DDR“ wird dabei der Bogen von den Alltagskonflikten religiöser Jugendlicher in Schule und Freizeit mit den staatlichen, sozialistisch geprägten, Vorstellungen bis hin zu de facto Berufsverboten, Bespitzelungen und Überwachungen gezogen. Neben allgemeinen Informationen sind diese Facetten immer wieder mit persönlichen Eindrücken und Erlebnissen angereichert worden. Mit einem, auch realen, „Wendebuch“ haben beide Referenten ihre persönliche Sicht auf das Leben in der DDR zusammengefasst, aus dem wiederholt rezitiert wird. Einige Episoden des Buches bildeten zudem die Basis für die Schülerinnen und Schüler sich in Arbeitsgruppen historischen Ereignissen zuzuwenden. Zudem wurden daraus Fragen für ein Zeitzeugeninterview entworfen, dass zum Abschluss von den Schülern mit den beiden Referenten geführt wurde. Untermalt wurde das Projekt mit authentischen Filmmitschnitten- und Musiksequenzen, die das Projekt mit Zeitkolorit auskleideten.
Die Durchführung und Gestaltung obliegt dabei der regionalen Arbeitsgruppe „Gegen Vergessen. Für Demokratie e. V.“, dem Projektbüro „Hildebrandt“ in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt. Nun gab es den ersten Praxistest vor Schülerinnen und Schülern der Klasse 10a, dem mehrere Veranstaltungen landesweit für das laufende Kalenderjahr folgen sollen.
Das Lucas-Cranach-Gymnasium bildete hierbei einen sehr guten Rahmen für den Auftakt dieser neukonzipierten Thematik. Einmal war die Lutherstadt Schauplatz der Schmiedeaktion „Schwerter zu Pflugscharen“ vor nunmehr etwas mehr als 30zig Jahren, an der Lothar Tautz beteiligt war. Zudem haben die Erfahrungen bei vergangenen Veranstaltungen an der Schule dazu beigetragen, das Piesteritzer Gymnasium für die Auftaktveranstaltung auszuwählen. Zum Dritten hat sich das Lucas-Cranach-Gymnasium auch über Landesgrenzen hinweg einen guten Ruf im Zusammenhang mit der Vermittlung der deutsch-deutschen Zeitgeschichte erworben. Zahlreiche Aktivitäten und Preise, wie zuletzt das Engagement in Hinblick auf die Verlegung von Stolpersteinen in der Stadt Coswig, die Teilnahme am länderübergreifenden Workshop in Mödlareuth oder der erste Preis im Wettbewerb „Mauerfälle“ unterstreichen dies. In diesem Sinne sind weitere Veranstaltungen, wie die regional ausgerichteten Geschichtsexkursionstage, für das laufende Schuljahr bereits fest verankert. Und auch das kommende Schuljahr wirft bereits seine Schatten voraus. So werden sich Schüler des Lucas-Cranach-Gymnasiums Ende September erneut am Schülerseminar im Rahmen der Helmstedter Universitätstage beteiligen, das sich in diesem Jahr den Jubiläen in der Geschichte zuwendet.
Kurt Fuchs
Breitscheidstr. 37
06886 Lutherstadt Wittenberg
03491/407200 (p)
k.fuchs@lucas-cranach-gymnasium.de
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