Gestatten, „Bechstein“, mein Name!
Eine neue Schülerin, ein neuer Schüler? Nein, das nicht, aber ein neues wertvolles Mitglied unserer Schulgemeinschaft!
Ihr kennt „Bechstein“ nicht? Kann sein, vielleicht nicht mit Namen! Aber ihr wart alle schon in seiner Nähe, habt ihn vielleicht sogar angefasst und euch gesagt: Ganz schön alt, das Teil!
Ja, der Flügel im Raum 124 ist mehr als 100 Jahre alt. Als das Rathaus in Piesteritz 1925 neu bezogen wurde, schenkte eine Piesteritzer Familie dem neuen Rathaus einen Bechstein-Flügel. Warum steht er gerade im Raum 124? Es ist der Musik-Saal, das ist klar, aber bis 1949 war es auch der Rats- und damit Festsaal des Rathauses.
Kultur, das Theater und das Musizieren wurden an der Cranach-Schule immer groß geschrieben. Dies belegen alte Dokumente und Fotos. Man sieht, wie Schüler am „Bechstein“ stehen, singen oder andere Instrumente spielen. Jeder, der in den 70 Jahren des Bestehens unserer Schule eine Abiturprüfung in Musik ablegen musste, kam mit „Bechstein“ in Berührung. Viele liebten den Flügel und sahen bzw. sehen ihn als festen Bestandteil der LCO / des LCG.
Nun, es kommt, wie es kommen musste! Mit der Schule wurde auch „Bechstein“ alt. Man sah es ihm sehr deutlich an. Gebaut wurde er eigentlich für die Hausmusik und nicht für den strapaziösen Schulalltag.
Übrigens: Einen Herrn Bechstein gab es wirklich - Carl Bechstein! Er baute in Berlin ab 1853 Flügel und Klaviere - unser „Bechstein“ stammte aus seiner Werkstatt.
Wie gesagt, lange hätte er nicht mehr durchgehalten!
Zur Kur, zum Liften, zur Restaurierung?
Ja, aber das kostet und das dauert!
Unsere Musikfachschaft sah sich um. Und wie so oft im Leben - der Zufall spielte eine große Rolle! Im Piano-Haus Leipzig stand… na? Richtig, ein „Bechstein“! Fast genau so einer wie unser „Bechstein“! Das war wirklich ein großes Glück. Er wurde beäugt und bespielt und er sagte: Ich bin der Neue, ein ebenbürtiger Ersatz für euren alten „Bechstein“. Einfach einpacken und mitnehmen? Gern, aber bei einem Flügel, auch wenn es kein riesiger Konzertflügel ist, geht das nicht so einfach. Und das Leipziger Piano-Haus ließ sich natürlich nicht auf einen eins-zu-eins-Tausch ein! Hier mussten unsere Sponsoren, die Stiftung der Sparkasse Wittenberg, die Agrofert Deutschland GmbH und der Förderverein unseres Gymnasiums schon kräftig mithelfen - herzlichen Dank dafür!
Wäre das Geld im Zeitalter der Digitalisierung in einem Gymnasium nicht an anderer Stelle besser zu verwenden oder sogar dringender nötig? Ja, diese Frage wird gestellt! Zurecht?
70 Jahre lang hat ein „Bechstein“ fast alle Schülerinnen und Schüler begleitet, im wahrsten Sinne des Wortes. Der neue „Bechstein“ wird uns auch lange die Treue halten, wenn wir ihn pflegen, die kulturelle Bildung und unsere Traditionen an unserem Gymnasium bewahren!
Er braucht nur regelmäßig einen Klavierstimmer… sonst fast nichts!
Video: Max und Long