Grenzerfahrungen - Geschichtsexkursion
Die wenigen Tage dieser Geschichtsexkursion rund um das Thema DDR/Grenze/Ost- und Westdeutschland vergingen wie im Fluge. Durch die Zeit, in der Deutschland in Ost und West geteilt war, wurden viele gute wie schlechte Eindrücke in den Köpfen von uns Nachfahren der DDR-Bürger hervorgerufen, die wir in der heutigen Zeit uns kaum vorstellen können. Die Diktatur, die Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland und die einzelnen Schicksale, wie Fluchten in den Westen, sind nur ein paar wenige wichtige Themen dieser Zeitspanne. All dies durften wir, die Schülergruppen des Lucas-Cranach-Gymnasiums und des Matthias-Grünewald-Gymnasiums hautnah erleben. Die Schüler der beiden Schulen verstanden sich nach dem Ablegen der ersten Schüchternheit immer besser und es entstanden langsam schon die ersten Freundschaften.
Unser Hotel war zweckmäßig, aber völlig ausreichend; dieser Standard war dem Essen meist ebenfalls vergönnt, bloß das Abendessen traf nicht immer die Geschmäcker jedes einzelnen Schülers. Unser Programm war immer gut gefüllt sowie straff organisiert, so verging die Zeit im Eiltempo.
Am Montag kamen wir zuerst mit dem Zug in Hof an und reisten von dort mit dem Bus des Würzburger Gymnasiums zu unserer Übernachtungsgelegenheit in Rudolphstein. Noch am selben Tag fuhren wir nach Mödlareuth, einem von zwanzig Dörfern und Städten, die durch die innerdeutsche Grenze zweigeteilt worden waren. Dort besichtigten wir das allgemeingültige Schema der Grenzanlagen in der DDR und wir bekamen einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung dieses Grenzabschnittes. Durch die gemeinsamen Aktionen am darauffolgenden Tag, wie die Präsentationen an den verschiedenen Fluchtversuchsorten der jeweiligen Personen oder dem Besuch im Museum für die Stadtgeschichte von Hirschberg, fühlten wir uns der Vergangenheit noch näher. Besonders eindrucksvoll war ein Zeitzeuge, der über sein Leben vor und nach der Flucht in den Westen erzählte. Vorher sprach Uwe Hillmer von dem Forschungsverbund SED-Staat der FU Berlin über die versteckten und immens hohen Kosten des DDR-Staates und somit auch über die Wirtschafts- und Politikprobleme der deutsch demokratischen Republik. Zuvor besuchten wir die ehemalige Lederfabrik in Hirschberg und das heutige Museum für Gerberei und Stadtgeschichte. Dort konnten wir zuerst eine kurze Sequenz eines Interviews an dem Grenzzaun von Hirschberg beobachten, in dem das erste Mal auch die Bewohner des Dorfes ihre Meinung kundtun konnten. Darüber hinaus wurden auch NVA- Grenzsoldaten zu deren Leben an der Grenze befragt. Dieses Interview wurde von einem westdeutschen Fernsehteam geführt und fing die unsichere Stimmung der dort lebenden Bevölkerung ein.In einem weiteren Film trat als Zeitzeuge der Bürgermeister von Hirschberg auf. Bevor wir die Heimreise antraten, wurde uns noch der Film „Es gibt kein Niemandsland“ präsentiert und wir trugen gemeinsam mit unseren Lehrern zusammen, wie wir die erlebten Impressionen empfanden.
Nach diesen drei spannenden und geschichtsreichen Tagen nehmen wir vieles von der Geschichte und der Entwicklung des DDR-Staates,in dem die meisten unserer Eltern aufgewachsen sind, mit. Erstaunt hat uns insbesondere, wie viel Geld der Staat DDR für seine Grenzanlagen ausgab und wie er die Menschen mit der Mangelwirtschaft allein ließ.