Last trip to lost places

Last trip to lost places

Die Entwicklung der Industrie- und Siedlungsstruktur im Westteil Wittenbergs

Wie vollzog sich die Entwicklung vom "Weißen Sandhaufen" (Wittenberg) zum bedeutenden Chemiestandort? Inwieweit profilierte sich die Region auf Kosten von Kriegsgefangenen, Zwangs- und Fremdarbeitern oder Strafgefangenen? Welchen Stellenwert nahm hierbei die Rüstungsindustrie ein? Warum hinterließ der Gründerkrach in der Region kaum Spuren?

Diesen Fragen stellten sich die Kursteilnehmer des 11. Jahrgangs im Rahmen einer kombinierten Geschichts- Geografie-Exkursion, die per Pedes und per Pedale angegangen wurde.

Zum Auftakt wurden Gunst- und Ungunstfaktoren einer wirtschaftlichen Entwicklung der Region erörtert. Über den Ausbau der Infrastruktur (Straße, Eisenbahn, Elbe) gab es nach der Entfestigung der Stadt (1873) eine rasante nachholende Entwicklung in der die beiden Industrialisierungsphasen nach Rostow in Wittenberg fast zeitgleich abliefen. Sowohl Lückenbebauungen (Kant, Thompson, Joly), der Ausbau der Hafenanlagen als auch Betriebe der Großchemie (WASAG, Byk; Oxylin-Werke; Stickstoff) wurden vollzogen. Neben der Schwerindustrie kam speziell die Chemieindustrie als neue Leitindustrie zur Geltung. Der wirtschaftliche Boom veränderte die dörflichen Strukturen in Richtung Industriesiedlungen (Apollensdorf, Piesteritz) oder ließ regelrechte "Werkssiedlungen" (Apollensdorf-Nord oder die Piesteritzer Werkssiedlung) entstehen. Begünstigt wurde diese Entwicklung speziell in Kriegszeiten durch verschiedenste Gruppierungen von Zwangs- und Fremdarbeitern, Kriegs- oder Strafgefangenen bis hin zu KZ-Häftlingen (Griebo; Franzosenlager, Kleinwittenberg; Kornspeicher).

In vielfältigen Referaten, untersetzt mit historischen Bildern, wurden die historischen Orte durch Schüler ihren Mitschülern bekanntgemacht. Dabei blieb erstmals seit Jahren das eine Radfahrteam völlig pannen- und sturzfrei und war personell vollständig angetreten. Trotz einer leicht kühlen Witterung blieb die Exkursion von den prognostizierten Regenschauern verschont und die 25 km wurden ohne Pausenstop zügig bewältigt.
So mancher Teilnehmer hat zudem Orte kennengelernt, wo er zuvor noch nie gewesen war. Zudem gibt es auch 2024 noch zahlreiche Hinterlassenschaften in Wittenberg, die an die wirtschaftliche Entwicklung vor und nach 1900 erinnern. Vieles wurde umgewidmet und ist nur rudimentär zu erkennen. Daneben gibt es aber immer noch die klassischen lost places zu bestaunen.

GesEx11-002

GesEx11-001

K. Fuchs im Namen der Teilnehmer des Radfahrteams 1
Endstation Torhaus (Fotos Fuchs; Knape privat)

Oxylin-Werke: https://st.museum-digital.de/object/65222; 08.04.2024
Eisenwerk Joly: https://st.museum-digital.de/object/65283; 08.04.2024