Theater aus anderem Blickwinkel
Darsteller in prächtigen Kostümen, ausgeschmückte Bühnenbilder, fesselnder Gesang und prunkvolle Orchestermusik – das klingt doch ganz nach Oper. Um eine tiefgründige Botschaft durch künstlerisches Talent auf einer großen Bühne zu präsentieren bedarf es langer und intensiver Arbeit. Wo man sich die Ergebnisse dessen in unserer Nähe ansehen kann?
Im Anhaltischen Theater Dessau.
Am 19.10.2021 fanden wir, der Musik-Kurs Klasse 11, unseren Weg in eben dieses Theater. Wir haben glücklicher Weise einen Termin bekommen, um uns eine Probe der Oper „Iolanta“ von Tschaikowsky genauer anzusehen. Zuvor allerdings durften wir einen Blick hinter die Kulissen werfen und wurden von der Größe der verfügbaren Fläche hinter der eigentlichen Bühne beinahe erschlagen, da wir nicht damit gerechnet hätten, wie viel Platz dort noch ist. Alleine, dass zwischen dem Anfang der Bühne bis ganz hinten knapp 50 Meter liegen und es an der Seite nochmal eine Bühnenfläche gibt, ist ja schon riesig. Wenn man dann aber noch die Höhe der Decke sieht und gesagt bekommt, dass der Boden, auf dem man steht, ausfahrbar ist und die Höhe zwischen dem doppelten Boden jeweils 3 Meter beträgt, fühlt man sich doch ganz schön klein und verloren.
Es ist also nicht verwunderlich, dass das Anhaltische Theater Dessau zu den größten Bühnenhäusern Europas zählt. Und wusstet ihr, dass unter anderem alle Bühnenbilder, Requisiten und Kostüme direkt vor Ort in der Tischlerei, Schneiderei oder auch Maskenbildnerei hergestellt werden? Auch die Vorhänge und was man noch alles benötigt findet man gleich neben der Bühne, sodass alles sofort parat ist. Als wir dann vorn auf der Bühne standen, war das ein krasses Gefühl, mal nicht wie sonst im Publikum zu sitzen und dem Geschehen vor einem zu folgen, sondern genau die andere Sicht zu erleben. Wenn man sich dann noch vorstellt, der Zuschauerraum wäre mit knapp 1000 Zuschauern vollgefüllt, kann man den Darstellern die Aufregung definitiv nicht verübeln.
In der Zwischenzeit, bis sich alle Mitwirkenden für die Probe vorbereitet haben, hat uns der Operndirektor Felix Losert einiges mehr über das Theater als auch über die zu probende Oper erzählt und uns noch einige Fragen beantwortet. Auch der Regisseur des Stückes hat uns erzählt, wie und warum sie die Oper „Iolanta“ genauso aufführen wollen, wie er sich das vorgestellt hat. Es war sehr interessant zu hören, was das Werk doch für eine Bedeutung hat und wieso die Umsetzung so ausgewählt wurde. Als wir dann den Zuschauerraum betraten, wurden noch einige weitere Vorbereitungen getroffen – es sollte schließlich alles exakt so ablaufen, wie man es sich wünscht. Wir waren von der Probe gefesselt und es war auch schön zu sehen, dass die Mitwirkenden einen sehr lockeren Umgang miteinander und Spaß an ihrer Arbeit haben. Doch wenn es dann das Zeichen des Regisseurs gab, wiederholten alle ernsthaft die Szenen so oft, bis es dann schlussendlich geradezu perfekt schien. Was viele vielleicht unterschätzen, ist dass die Darsteller eine riesige Ausdauer und Konzentration haben müssen, denn durch mehrfaches Wiederholen werden die Nerven und die Stimme ganz schön beansprucht. Außerdem ist die Koordination auch nicht ganz einfach, denn es sind ja nicht nur die Schauspieler, die das Stück aufführen, an den Proben und Aufführungen beteiligt. Es gehören viel mehr Mitwirkende dazu, beispielsweise die, die die Vorhänge auf- und zuziehen, die für die Technik und Beleuchtung zuständig sind oder auch die Musiker. Dabei wird bei den Proben noch sehr improvisiert und erst nach und nach, je näher die Aufführung rückt, werden die Bühnenbilder und Requisiten exakter und die Schauspieler kleiden sich in ihre Kostüme.
Auch das Orchester spielt in den Proben vorerst nicht mit, denn es ist viel komplizierter, ca. 75 Musiker zu koordinieren, als eine einzige Person. Deshalb wird das Orchester durch einen Korrepetitor bzw. eine Korrepetitorin ersetzt. In diesem Fall ist die Korrepetitorin am Theater Dessau sogar eine ehemalige Schülerin unseres LCGs – also falls ihr noch keine Ahnung habt, was ihr nach der Schule machen wollt, vielleicht ist das ja auch was für euch. Doch so einfach sich die Arbeit an einem Theater auch anhören mag, das ist sie definitiv nicht. Es gibt nicht wirklich fest geregelte Arbeitszeiten und die Dauer ist auch nicht so genau vorauszusagen. Außerdem muss man sich dann wirklich ranhalten, z.B. seinen Text auswendig zu lernen, und nicht noch während der Proben mit einem Zet-tel in der Hand über die Bühne zu laufen.
Alles in allem war es ein wirklich gelungener Ausflug und mal sehen, vielleicht können wir ja bald das Endergebnis der langwierigen Proben im Ganzen anschauen. Vielen Dank auch an die Mitglieder des Anhaltischen Theaters Dessau, dass sie uns diesen Einblick ermöglicht haben.
A.Stuhrberg
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