Wir Kinder vom Bahnhof Zoo - Premiere
Alles wie immer oder doch anders?
Es ist Freitag, 16.30 Uhr. Die Stuhlreihen in der Aula sind ordentlich ausgerichtet und warten auf das Publikum. Lange müssen sie sich nicht gedulden, denn bereits gut eine Stunde vor Beginn der Aufführung treffen die ersten Gäste ein, in der Hoffnung, einen Platz mit guter Sicht zur Bühne zu ergattern. Fast 80 offizielle Reservierungen sind vorher registriert worden. Das gab es noch nie! Die Aula wird voll heute Abend!
Währenddessen herrscht Backstage schon das übliche allgemeine Gewusel. Wie jedes Jahr vor einer Inszenierung sind alle SchauspielerInnen im Lampenfieber. Bauchkribbeln gepaart mit Vorfreude auf den Abend, aber auch eine gewisse Anspannung machen sich breit: Wird alles gelingen? Sind die Requisiten an Ort und Stelle? Sitzt das Make up?
Herr Ludlei, der selbsternannte Theaterdirektor, hat in diesem Jahr exklusive Reserviertschilder mit Foto der Darsteller ausgedruckt. Wow! So vornehm? Aber dabei blieb es nicht. Denn er hatte in diesem Jahr die Idee, die Schilder mit Stecknadeln an den Rückenlehnen der Stühle zu befestigen. Der Aufwand, die Nadeln zu besorgen, war enorm. Wollen wir das wirklich?
Das hatten wir doch noch nie!!! Reichte es nicht, die Schilder wie in jedem Jahr nur auf die Sitze zu legen? In mir macht sich ein ungutes Gefühl breit. Irgendwie bin ich ja ein bisschen abergläubisch und denke, man sollte alte Traditionen nicht brechen. Mit meiner irrationalen Ansicht bin ich da nicht alleine. Auch meine Theatercrew setzt auf unsere langgehegten Rituale vor jeder Inszenierung wie Tee-und Pizzaprobe, Selfie unmittelbar vor dem Auftritt und ein laut schallendes gemeinsames „Toi, Toi, Toi“ in der Umkleide. Das bescherte uns jedenfalls bis jetzt immer Erfolg. Und nun alles anders?
Herr Ludlei- ganz Naturwissenschaftler- lacht nur darüber. Er gibt auf so einen Hokuspokus nichts.
Na bitte, und da passiert es auch schon, das Übel! Ein Kurzschluss in der Steckdose, es fliegen die Funken und …die Verdunkelung der Aula funktioniert nicht mehr. Die Sicherungen sind herausgeflogen- und das kurz vor Beginn der Aufführung. Was nun? Keine Schlüssel für den Schaltkasten! Hab es doch gesagt, wir sollten nicht von alten Gepflogenheiten abweichen! Zum Glück schaffen wir es mit vereinten Kräften, den Schaltkasten zu öffnen - Schwein gehabt!
In aller Aufregung darüber haben wir gar nicht mitbekommen, was sich zwischenzeitlich in der Aula getan hat: Das gab es auch noch nie!!! Die Stühle reichen nicht. Zu viele Gäste. Herr Piper hat seine liebe Not, den Zustrom an der Aulatür abzufangen. Schließlich stapeln wir die Gäste im Zuschauerraum, besetzen jede freie Lücke. Einige Besucher müssen allerdings doch auf kommenden Freitag vertröstet werden.
Ja - und dann ist doch alles wie immer - kurze Ansprache von Herrn Ludlei, nun wieder ganz Schulleiter! - die Techniker, hellwach und hochkonzentriert, dimmen das Licht - es wird leise im Raum - „Bühne frei“. Und ganz traditionell - wie immer und jedes Jahr habt ihr, liebe Schauspieler und Schauspielerinnen, ein Wahnsinnsspiel hingelegt, habt alles beherzigt, was wir vorher geübt und einstudiert haben, habt das Publikum mit eurem intensiven, ausdrucksstarken Spiel in den Bann gezogen.
Alle, alle - von der Technik bis zum Bühnen - und Maskenbildner haben dazu beigetragen, dass es ein großartiger Abend werden konnte. Und auch das gab es noch nie: Das Publikum honorierte unsere Inszenierung mit nicht enden wollendem Applaus und Standing Ovation.
Jedes Jahr frage ich mich, wie lange ich mir die ganze Aufregung eigentlich noch antun will - die vielen aufreibenden Proben an den Wochenenden, in der Freizeit und jedes Jahr nach einer gelungenen Premiere bereue ich diesen Gedanken sofort und bin nur unendlich glücklich! Und diese Gefühl verdanke ich euch!
Claudia Schwiefert-Damm
Was für eine Premiere!
Die Aula hätte auch doppelt so groß sein können - viele Besucher mussten auf den nächsten Termin vertröstet werden!
Die, die bleiben konnten und dem Spiel der Theatergruppe des LCG WB zusehen und sich in eine - hoffentlich für die meisten - unbekannte Welt versetzen lassen durften, wurden nicht enttäuscht!
Großartiges Schultheater mit einem ergreifenden Stoff, der vor über vierzig Jahren das literarische Licht der Öffentlichkeit erblickte und nie an Aktualität verloren hat.
Die Schülerinnen und Schüler, egal ob Haupt- oder Nebenrolle, versetzten ihr Publikum in kürzester Zeit in die Welt von Drogenabhängigen und Prostitution. Immer wieder hoffen, dass der Ausstieg, der Absprung doch gelingen möge, wurde die Ausweglosigkeit der dargestellten „Kinder“ immer deutlicher. Das enorme Textpensum, welches von Henriette und Leon in den Hauptrollen zu bewältigen war, aber auch die Authentizität der Darstellung der anderen Rollen, nötigen jeden Respekt ab - es spielen Schülerinnen und Schüler unseres Gymnasiums und keine Profis!
Ihr wart großartig - ich bin stolz auf euch!
All das gelingt nur durch eine engagierte Theaterleiterin - herzlichen Dank, Claudia Schwiefert-Damm!
Rechts der Artikel von Corinna Nitz in der MZ vom 20.03.2023.
Nächste Aufführung am 24. März um 18:30 Uhr in der Aula des LCG WB
Bitte über E-Mail reservieren!!
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B. Ludlei
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