Paukenschlag am LCG:

Paukenschlag am LCG:

CDU gewinnt Juniorwahl, aber ein Machtwechsel droht

Das Lucas-Cranach-Gymnasium hat sich zum wiederholten Mal am Projekt Juniorwahl im Rahmen der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt beteiligt. Organisiert wird diese Initiative von der überparteilichen Interessengemeinschaft zur Demokratieförderung Kumulus e.V. Berlin. Dabei ist die seit 1999 initiierte Juniorwahl das umfänglichste Schulprojekt im Zusammenhang mit Wahlen. Sehr viel Augenmerk wird hierbei auf Authenzität gelegt, vom Stimmzettel, Siegeln, Plomben für die Wahlurne, Wahlbenachrichtigungen etc..

Das LCG hat sich bereits mehr als ein Dutzend Mal an diesem Projekt beteiligt. Trotz des bei der Bewerbung noch bestehenden Wechselunterrichtes mit geteilten Klassen und Kurse, wurde mehrheitlich die Papierwahl favorisiert. Da die Wahlunterlagen erst in den Pfingstferien an der Schule eingegangen waren, hieß es für die Wahlkommission im Akkord die Wahlbenachrichtigungskarten und Wählerlisten aus- und zuzustellen. Beteiligen konnten sich Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 8 bis 11, vorrangig mit der Fachbelegung Sozialkunde. In den Wählerlisten wurden auf diesem Wege 225 potentielle Wähler am LCG erfasst.

Am Freitagnachmittag schloss das Wahllokal und die Wahlergebnisse an der Schule wurden für den Wahlkreis 24 ermittelt. Die Ergebnisse brachten einerseits durchaus Erwartetes, aber auch viele Überraschungen mit sich, wenn man dieses Ergebnis fiktiv auf die Landesebene übertragen würde.

Extreme Schwankungen bestanden zum einen bei der Wahlbeteiligung in den teilnehmenden Klassen und Kursen von nur vereinzelt bis fast 100%. Die für eine Landtagswahl erzielte Wahlbeteiligung von insgesamt 82% ist durchaus ein sehr hoher Wert und dürfte in der Realität am Wahlsonntag nicht erreicht werden. Die Wahlergebnisse hinsichtlich der Zweitstimme hingegen boten sehr viel Überraschendes und dürften langwierige Koalitionsgespräche nach sich ziehen. Bei der Erststimme konnte sich nicht unerwartet der amtierende Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU), deutlich vor dem ehemaligen Schüler des LCG John Liebau (Grüne) und Thomas Lippmann (Linke) durchsetzen. Alle anderen Kandidaten folgen mit deutlichem Abstand.

Bei der Zweitstimme behauptete die CDU ganz knapp die Spitzenposition vor den Grünen und der FDP. Überraschend hier das Scheitern sowohl der SPD als auch der AfD an der 5%-Hürde. Dies gelang aber erwartungsgemäß den Linken, zudem jedoch auch der Klimaliste und der Tierschutzpartei. Vielleicht sind dies noch Auswirkungen der Fridays for future-Bewegung, die am LCG zeitweilig sehr aktiv gewesen war. Damit wären insgesamt sechs Parteien und Wählervereinigungen im neuen Landtag vertreten. Ohne Berücksichtigung der Direktkandidaten wären von der Programmatik folgende Koalitionen denkbar:

  • CDU/FDP, 37 Sitze, deutliche Minderheit, deshalb nur Oppositionsrolle
  • CDU/Grüne/FDP, 55 Sitze, deutliche Mehrheit, aber kaum zu erwarten, zu große Differenzen zwischen den einzelnen Wahlprogrammen und Vorstellungen der Parteien
  • Grüne/Linke/Tierschutzpartei/Klimaliste, 46 Sitze, knappe Mehrheit, durchaus viele gemeinsame Zielstellungen und Übereinstimmungen hinsichtlich der Wahlprogramme vorhanden.

Nach dem auch am LCG bei der letzten Landtagswahl in der Juniorwahl ein Rechtsruck auszumachen war, sind diesmal vor allem "Back to nature"-Themen in den Fokus gerückt. Alle drei Tierschutzgruppierungen hatten insgesamt  ein Zehntel aller Stimmen auf sich vereint. Traditionelle Parteien haben aktuell kaum noch einen Bonus unter den Jugendlichen und müssen weitere Stimmen- und Machtverluste hinnehmen. Hier hat der Ministerpräsidenteneffekt für die Region Wittenberg das Ergebnis und den Abwärtstrend noch kaschiert.

Auffällig ist zudem eine viel größere Zersplitterung der Wählerstimmen. Bis auf die NPD hat jede der 21 anderen Parteien und Wählervereinigungen Stimmen erhalten. Insgesamt entfielen 38,8% der Zweitstimmen auf sonstige Parteien/Wählervereinigungen, dies entsprach 71 von 183 Wählern.

Diese sechs Parteien des neuen Landtages haben noch nicht mal zwei Drittel der Wählerstimmen erhalten und sie würden damit gerade die Hälfte der Bevölkerung repräsentieren. Damit stünde deren Machtbasis auf sehr "tönernen Füßen" und Protestbekundungen der Bevölkerung dürften hier weiter zunehmen, unabhängig von der Corona-Pandemielage.

Diese Landtagswahl, auch als Juniorwahl, ist durchaus zeitgleich ebenso ein Fingerzeig mit Trends und Tendenzen für die im September dann anstehende Bundestagswahl. Damit steht für die nächsten Sozialkundestunden genügend authentisches Unterrichtsmaterial für Debatten und Diskussionen zur Verfügung.

... und die nächste Juniorwahl steht in drei Monaten am LCG erneut ins Haus.

K. Fuchs
FSL Gesellschaftswissenschaften, 06.06.2021

Übersicht Juniorwahl LCG Landtagswahl 2021 Wahlkreis 24
(vorläufiges Endergebnis: Stand: 04.06.2021, 15:00 Uhr)

Wahlbeteiligung: 82% (184 von 225 Wählern)

Erststimme

St.

%

 

Zweitstimme

St.

%

Mandate

 

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Haseloff (CDU)

73

40,1

 

CDU

27

14,7

20

Herr Liebau (Grüne)

51

28,0

 

Grüne

24

13,1

18

Herr Lippmann (Linke)

21

11,5

 

FDP

23

12,6

17

Dr. Richter-Airijoki (SPD)

12

6,6

 

Klimaliste

14

7,6

10

Herr Kretschmar (Freie Wähler)

12

6,6

 

Die Linke

13

7,1

10

Herr Scheurell (AfD)

9

4,9

 

Tierschutzpartei

11

6,0

8

H.Hoffmann (Einzelbewerber)

4

2,2

 

AfD

8

4,4

 

 

 

 

 

Die PARTEI

8

4,4

 

 

 

 

 

Piraten

7

3,8

 

 

 

 

 

ÖDP

7

3,8

 

 

 

 

 

SPD

6

3,3

 

 

 

 

 

Tierschutz hier

6

3,3

 

 

 

 

 

WiR2020

5

2,7

 

 

 

 

 

Freie Wähler

5

2,7

 

 

 

 

 

die Basis

5

2,7

 

 

 

 

 

Gartenpartei

4

2,2

 

 

 

 

 

Tierschutzallianz

3

1,6

 

 

 

 

 

FBM

3

1,6

 

 

 

 

 

Die Humanisten

2

1,1

 

 

 

 

 

LKR

1

0,5

 

 

 

 

 

Gesundheits-forschung

1

0,5

 

 

 

 

 

NPD

0

0

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gesamt

182

100

 

Gesamt

184

100

83

PS: Die Mandatsverteilung der 83 Landtagsmandate erfolgte als Verhältniswahlberechnung nach Anwendung der 5%-Klausel nur anhand der erzielten Zweitstimmen. Überhangs- und Ausgleichmandate wurden hier ausgespart.